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Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442733132
Sprache: Deutsch
Umfang: 349 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 19 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

"In der fiktiven Figur des Mr. March entwirft Brooks das Bild des gottesfürchtigen, guten Yankees, der sich im Gewissenskonflikt zwischen Pazifismus und Patriotismus für seine Pflicht im ‚gerechten Krieg’ entscheidet – und mit seiner Seele bezahlt. Das ist der herzergreifende Stoff aus dem der amerikanische Missionarismus bis heute gewebt wird. (…) Für diesen Historienroman über einen zerbrechenden Helden des amerikanischen Bürgerkriegs wurde Geraldine Brooks mit dem renommierten amerikanischen Pulitzerpreis ausgezeichnet.“ Berliner Zeitung

Autorenportrait

Geraldine Brooks wurde 1955 in Sydney geboren und bereiste elf Jahre lang als Auslandskorrespondentin des "Wall Street Journal" verschiedene islamische Länder, darunter Bosnien, Somalia und den Mittleren Osten. Heute lebt sie in Virginia. Für ihre Reportagen über die palästinensische Intifada, den Iran-Irak-Konflikt und den Golfkrieg wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

Leseprobe

'Vater ist nicht bei uns, und er wird lange nicht bei uns sein', sagte Jo traurig. Sie vermied es, 'vielleicht nie wieder' zu sagen, aber alle fügten es stumm im Geiste hinzu, während sie an ihren Vater dachten, der in der Ferne weilte, wo gekämpft wurde. LOUISA MAY ALCOTT, Little Women An Virginia werden wir uns die Zähne ausbeißen 21. Oktober 1861 Ich schreibe ihr: Heute Abend waren besonders schöne Wolkenbilder am Himmel zu sehen. Die sinkende Sonne vergoldete ihre Ränder mit einem messingfarbenen Schimmer, als wäre das Himmelszelt durchzogen von zart gesponnenen Fäden. Hier halte ich inne, um mir das schmerzende Auge zu wischen, das nicht zu tränen aufhören will. Die Zeilen, die ich zu Papier gebracht habe, wirken vielleicht eher geziert als lyrisch, aber das macht nichts: Sie ist eine nachsichtige Kritikerin. Meine Hand, an der ich Spuren von getrocknetem Schleim entdecke, zittert vor Erschöpfung. Vergib mir meine ungelenke Schrift, aber eine Armee auf dem Vormarsch bietet kein ruhiges Plätzchen für Besinnung und Korrespondenz. (Ich hoffe, dass meine verehrte junge Autorin neben ihren guten Taten ein wenig Zeit findet, von meinem kleinen Arbeitszimmer Gebrauch zu machen, und dass ihr die lieben Kätzchen die vorübergehende Abwesenheit vom gewohnten Hort nicht nachtragen.) Und doch, wenn man im Schutze eines mächtigen Baumes sitzt, während die Männer die Feuer fürs Essen entfachen und ihre Späße miteinander treiben, herrscht eine fast friedliche Stimmung. Ich schreibe auf dem Kniepult, mit dem ich von Dir und den Mädchen in weiser Voraussicht ausgestattet wurde, und obwohl ich meinen Vorrat an Tinte verschüttet habe, musst Du Dich nicht der Mühe unterziehen, mir welche nachzusenden, da einer der Männer mir gezeigt hat, wie man aus den letzten Brombeeren dieses Sommers einen brauchbaren Ersatz herstellt. So also bin ich in der Lage, Dir 'süße Worte' zu schreiben. Erinnerst Du Dich an das marmorierte Vorsatzpapier in dem Gedichtband von Spenser, aus dem ich Dir an kühlen Herbstabenden wie eben diesem vorgelesen habe? Falls dem so ist, kannst Du, meine Liebste, den Himmel so sehen, wie ich ihn heute Abend geschaut habe, denn die Farben wirbelten nicht minder fröhlich und verschwenderisch über ihn hinweg. Und das Blut, das die schlammigen Strudel des von Stiefeln aufgewühlten Flusses einfärbte, erzeugte ebenfalls ein Muster wie auf dem edlen Vorsatzpapier. Nein, eher noch erinnerte es an den Schwall karminroter Tinte, der sich über unsere Bodendielen ergoss, als unsere kleine Künstlerin mit ihrer ungeduldigen Hand das Gefäß umstieß. Diese Zeilen bringe ich natürlich nicht zu Papier. Ich habe ihr versprochen, jeden Tag etwas zu schreiben, und ich stelle fest, dass ich mich immer dann dieser Verpflichtung zuwende, wenn die größten Sorgen und Nöte mich bestürmen. Denn dann ist es, als wäre sie einen Augenblick lang bei mir und ihre tröstende Hand würde federleicht auf meiner Schulter ruhen. Und doch bin ich dankbar dafür, dass sie nicht hier ist und sieht, was ich sehen muss, erlebt, was ich habe erleben müssen. Vom Vorwurf der Beschönigung befreit mich der Gedanke: Ich habe nie versprochen, die Wahrheit zu schreiben. Ich füge noch ein paar der üblichen Worte ehelichen Verlangens hinzu und lasse einige Bekundungen väterlicher Zuneigung folgen: Ich bin mit meinen Gedanken bei Euch allen und bei jeder Einzelnen von Euch, sehe Euch im Salon, im Studierzimmer, in Euren Stuben, auf dem Rasen; mit einem Buch oder einem Stift oder Hand in Hand mit der geliebten Schwester, oder wie Ihr Euch derweil über Euren Vater unterhaltet, der so weit fort von Euch ist, dass Ihr Euch fragt, wohin es ihn wohl verschlagen hat und wie es ihm geht. Lasst Euch gesagt sein, dass ich Euch nie wirklich verlassen kann; denn auch wenn mein Körper in der Ferne weilt, bin ich Euch im Geiste ganz nahe und empfange meinen größten Trost aus Eurer Liebe. Dann verweise ich auf die Dringlichkeit meiner Pflichten und schließe mi Leseprobe

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